Ansicht_Willofs Über unseren Ort Erwerbstätigkeit und neuere Geschichte Die Leinenweberei bildete neben der Landwirtschaft einen wichtigen Erwerbszweig im Schlitzerland. Mit ihrem Rückgang in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gerieten die Menschen unserer Heimat in große Not. Carl Ludwig Braun gibt 1840 für Willofs 371 Einwohner an, von denen 27 als Landwirte, 7 als Leinenweber und 9 als „Handarbeiter“ tätig sind. Innerhalb von 50 Jahren ging die Leinenproduktion auf 25 Prozent ihres früheren Umfanges zurück. Die Staatsstraße von Lauterbach nach Schlitz, die in den Jahren 1840 bis 1845 gebaut wurde, schloss Willofs nicht nur an das damalige Verkehrsnetz an, sie ermöglichte auch eine Beschäftigung der Arbeitskräfte, die in der Leinenweberei keinen Erwerb mehr fanden. 1848 gründeten demokratisch gesinnte Männer in Willofs einen Bürgerverein, der zu dieser Zeit seinesgleichen im Kreis Lauterbach nur noch in Lauterbach, Schlitz und Altenschlirf hatte. Ein Beleg für die  starke Verwurzelung demokratischer Tradition in Willofs. Der erste Weltkrieg forderte 17 Todesopfer. Im zweiten Weltkrieg kehrten 23 Soldaten nicht mehr in die Heimat zurück. Die Gemeinde Willofs hat ihnen auf dem Friedhof im Jahre 1958 ein Denkmal gesetzt. Nachdem 1941 die Flurbereinigung durchgeführt wurde, beschloss die Gemeindevertretung im Jahre 1955 den Bau einer zentralen Wasserversorgungsanlage. 1969/70 konnte die Ortskanalisation verwirklicht werden. Seit Inkrafttreten der kommunalen Gebietsreform am 1. Januar 1972 ist die ehemals selbstständige Gemeinde Willofs ein Ortsteil der Stadt Schlitz. Die Einwohnerzahl beträgt 388 (Stand: 30.06.2012). Geprägt ist das Dorf heute noch von der Land- und Forstwirtschaft sowie dem holzverarbeitenden Gewerbe. Besondere Anstrengungen sind nach wie vor im Ackerbau notwendig, denn gerade in früheren Zeiten gaben die mageren Böden nur geringe Erträge her. Das einzige, was schon zu damaliger Zeit in den Wäldern ringsum reichlich gedieh, waren Heidelbeeren. In der Reifezeit ging darum alles in die „Schwarze Beer", um sich ein paar Pfennige extra zu verdienen. Kein Wunder, dass die Willofser als „Beerlätz" in die Geschichte eingingen. Einblicke in das Dorfleben Seit 1969 pflegt die Dorfgemeinschaft eine lebendige Partnerschaft zu dem gleichnamigen Ort Willofs im Allgäu (Markt Obergünzburg). Die in 1937 entstandene Freiwillige Feuerwehr mit Jugendfeuerwehr (Gründung 1987) ist genauso fester und wesentlicher Bestandteil des Dorflebens wie der Sportverein Willofs von 1970. Sportlerheim und Sportplatz sind zentrale Treffpunkte für die gemeinschaftlichen Freizeitaktivitäten im Ort. Wie in vielen Dörfern des Schlitzerlandes wird auch in Willofs gerne gesungen. Chorgesang hat in Willofs seit 1922 Tradition. In 2010 wurde der Chor neu ausgerichtet um Nachwuchs-Sängerinnen und Sänger zu gewinnen und den Fortbestand des Vereins dauerhaft zu sichern. Der Gemischte Chor führt seit 2011 den Zusatz „Hast du Töne“. Die 1991 gegründeten „Backhuss-Jonge" schlossen 1999 die grundhafte Sanierung des Backhauses ab. Das in eigener Regie geführte Backhaus hat sich mittlerweile zu einem beliebten Treffpunkt der Dorfbewohner entwickelt. Seit 2007 unterhält der Verein auch das ehemalige Gefrierhaus. Nach erfolgreichem Umbau kann dort ein Back- und Schlachtraum genutzt werden. Der Verein verfügt zudem über einige historische Maschinen und Geräte aus der Landwirtschaft und leistet bei verschiedenen Anlässen einen wichtigen Beitrag zur Brauchtumspflege. Das 1987/88 erbaute Dorfgemeinschaftshaus (DGH) mit Feuerwehrgerätehaus passt sich als Verbindung zum alten Schulgebäude gut in das Ortsbild ein. Die Räumlichkeiten werden für öffentliche, private und Veranstaltungen von Vereinen genutzt. Der ebenfalls in Eigenleistung und unter finanzieller Beteiligung der Freiwilligen Feuerwehr Willofs errichtete Garagenanbau an das Feuerwehrgerätehaus wurde 2003 fertiggestellt. In Gemeinschaftsleistung wurde von 2005 bis 2008 unter dem Titel „Von der Bauruine zum Dorfplatz“ – „Von der Quelle zum Dorfbrunnen“ die Renovierung des ehemaligen Spritzenhauses durchgeführt. Nach Abschluss der kompletten Gebäudesanierung und der Verlegung einer Wasserleitung von der 400 Meter entfernten Rainbornquelle aus, entstand ein schöner und einladender Dorfplatz mit Sandsteinbrunnen.            von Gerald Gottwald